
Schatzsuche
mit mysteriösem Ehering
von 1937
Ein goldener Fund am Elbstrand – Mein Ostersonntag mit dem Metalldetektor
Am Ostersonntag, dem 20.04.2025, war fĂĽr mich eigentlich ein ruhiger Tag geplant.
Nichts lag an, keine Termine, keine Verpflichtungen.
Genau das richtige Wetter, um einfach wieder mal loszuziehen.
Und da es am Vortag bereits schön warm war und sich viele Menschen
drauĂźen aufhielten, beschloss ich, mit meinem Metalldetektor an den
Hamburger Elbstrand zu fahren.
Vielleicht hatte ja jemand in der Osterhektik etwas verloren – dachte ich mir.
Wie gewohnt packte ich also meine StandardausrĂĽstung zusammen,
stieg ins Auto und machte mich auf den Weg zum Hamburger Elbstrand.
Am Strand angekommen, sah ich schon zahlreiche Spaziergänger und Familien.
Die Sonne lachte durch den leicht bedeckten Himmel, und ich aktivierte meinen Detektor.

Leider hatte ich meine Körperkamera diesmal nicht dabei mit der ich sonst immer herumlaufe – die Akkus waren vom Vortag nicht mehr geladen. Schade!
Aber egal, der Moment zählt.
Erst kamen ein paar Cent und viel MĂĽll zusammen. Ich lief Bahn fĂĽr Bahn,
einige Signale ließ ich direkt liegen – entweder waren sie zu schwach
oder es handelte sich um typischen Störsignale, die bei solchen Böden gerne mal auftreten.
Der feine, trockene Sand, in dem sonst alle sitzen, gab nicht viel her.
Ein paar MĂĽnzen, nichts weltbewegendes.
Also wechselte ich in den Bereich, der vorher noch vom Wasser bedeckt war.
Meine Metalldetektor-Ausrüstung ist schon ziemlich gut was Qualität
und die aktuellste Technik angeht.
Aber Gerade dort, wo die Elbe besonders nah ist, wird die Schatzsuche schwierig und Metalldetektoren kommen dort an ihre Grenzen.
Die Störungen nahmen in diesem Bereich zu, und es war nicht leicht, zwischen wertlosem Schrott und echten Funden zu unterscheiden.
Ein paar Fundstücke sahen aus, als kämen sie von alten Schiffen. Nägel, Bleche, Scharniere.
Kleine Fragmente, rostig und zerfressen.
Vielleicht nur Fantasie,
aber irgendwie faszinierend, wenn man Bilder dazu im Kopf hat.
Um die Störsignale zu umgehen, ging ich dann doch wieder etwas weiter von diesem Bereich weg.
Der Metalldetektor vermeldete ein schwaches Signal. Eher unscheinbar, fast so, als würde es sich nicht lohnen den Spaten in den Sand zu stoßen. Es hätte alles sein können.
Ich wollte weiterlaufen – doch irgendetwas hielt mich zurück und sagte
„Grab das jetzt“.
Also doch: Ein Spatenstich,
Signal nochmals mit dem Metalldetektor geprüft – und siehe da, es lag tiefer.
Noch ein paar Schaufeln feuchter Sand,
und das Signal wurde immer deutlicher. Jetzt wurde ich echt neugierig,
da das Loch auch schon seine 30cm Tiefe hatte, und hoffen lieĂź, etwas Gutes zu sein.
Jedenfalls etwas besseres als MĂĽll oder Schrott.
Ich kniete mich hin und kratzte mit den Fingern die letzten Zentimeter frei.
Und dann sah ich was dort im Sand verborgen lag:
Ein goldener Ring mit mattem Glanz, der mich aus dem Loch heraus anstarrte.

Ich habe schon viele Goldringe nach etlichen Jahren im Auftrag wiederfinden können, aber noch keinen am Elbstrand per Zufall in der Tiefe.
Mir stockte kurz der Atem und meine Augen wurden immer größer.
Ein Fund, mit dem ich an diesem Tag ganz sicher nicht gerechnet hätte, da am Elbstrand die Chance, etwas derartiges zu finden, nicht sehr hoch ist.
Ich wischte vorsichtig den Sand aus der Innenseite.
Dort war eine Gravur zu sehen – in einer altmodischen, geschwungenen Schriftart, wie man sie heute kaum noch verwendet.
Die Gravur lautete ,,Hildegard“, ein älterer Frauenname, gefolgt von den Zahlen
,,27.03. -„.

Aber die Jahreszahl fehlte.
Beim weiteren Drehen sah ich ein weiteres Datum (vermutlich das Hochzeitsdatum) –
diesmal mit dem Jahr: 1937.

Ich fand also einen Ehering mit der Gravur:
,,Hildegard 27.03.-(Hochzeitsdatum) 1937´´
Ein Ring aus 333er Gold, also 33,3 % Goldanteil.
Die restlichen Bestandteile wie Silber und Kupfer verleihen dem Gold,
welches ein eher weiches Material ist, mehr Härte.
Geschätzt wog der Ring in etwa drei Gramm.
Der Materialwert war nicht von Bedeutung und auch sehr gering – aber darum ging es mir ohnehin nicht.
Was zählte, war der Moment und die Gedanken die dabei entstanden.
Dieser Ring war mitunter der spannendste Fund meiner Suchen,
und gleichzeitig ein ganz besonderer.
Ich ging systematisch vor und nahm vorbeugend die Koordinaten
des gefundenen Rings für die Archäologie, setzte mich in den warmen Sand, ließ das Rauschen der Elbe auf mich wirken
und dachte kurz nach:
,,Wenn der Mann, der diesen Ring getragen hatte,
im Jahr 1937 mindestens 21 Jahre alt gewesen sein musste,
wäre er heute bereits 109 Jahre alt. Vermutlich lebt er nicht mehr –
aber vielleicht gibt es Nachfahren?´´, fragte ich mich.
Ich begann zu rechnen.
Wenn jede Generation mit 21 Jahren ein Kind bekommen hätte,
dann wäre das heutige Ur-Ur-Ur-Enkelkind gerade 3 Jahre alt. Ich beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen, da meine Gedanken immer wilder wurden und sich schon regelrecht überschlugen.
Ich musste also nach Hause, mich irgendwie darum kĂĽmmern und nebenbei
einen Fundbericht schreiben um den Ring zu melden.
Am nächsten Tag kontaktierte ich die Behörden. Doch wie zu erwarten war,
verwiesen sie auf den Datenschutz.
Das Anfordern bestimmter Bücher von damals, ebenfalls wie die Suche nach Einträgen an sich, würde sehr lange Zeit in Anspruch nehmen, sagte man mir.
Ich verfasste also direkt im Anschluss einen Fundbericht
und telefonierte mit meinem leitenden Archäologen,
da ich natĂĽrlich auch nicht ausschlieĂźen konnte dass dieser Fund des Eherings,
auch wenn der materielle Wert extrem gering ist,
gegebenenfalls einen historischen Wert besaĂź.
Ich dachte mir: Vielleicht gibt es ja noch jemanden,
der von diesem Ring weiß oder gehört hat? Ein Enkel? Eine Urenkelin?
Ich möchte versuchen, den Ring in die eventuell noch bestehende Familie zurückzugeben – wenn es denn möglich ist.
Entschlossen kontaktierte ich einen meiner Kontakte und erzählte von meinem Fund und meiner Idee, einen öffentlichen Aufruf zu starten – und so kam es dann auch.
Ein paar Tage später sollte das Interview und der Fototermin stattfinden.
Meine Vorfreude war grenzenlos!
Zeitungsinterview
und Fototermin am Elbstrand
Ein paar Tage später meldete sich die Journalistin zurück – sie wollten meine
Geschichte tatsächlich drucken.
Ich freute mich riesig, denn das brachte mich einen großen Schritt näher an die
Auflösung des alten Eherings am Hamburger Elbstrand.
Jetzt konnte die Ă–ffentlichkeit von diesem besonderen Fund erfahren.
Ich vereinbarte also einen Termin fĂĽr ein ausfĂĽhrliches Interview sowie noch
am selbigen Tag den Fototermin, der direkt am Strand beim Fundort stattfinden sollte.
Beim Interview berichtete ich alle Details: Fundort, Datum,
den im Ring eingravierten Namen und sogar, ob es Hoch- oder Niedrigwasser war.
Diese präzisen Informationen könnten den Unterschied machen –
schließlich soll nichts verloren gehen, was gefunden werden könnte!
Nach dem Interview hatte ich noch ein paar Stunden Zeit,
um mich auf den Termin am Strand vorzubereiten.
Natürlich musste ich auch gleich noch schnell den Metalldetektor aufladen –
wenn man schon vor Ort ist, kann man auch gleich den Sand absuchen.
Ich verabredete mich mit einem guten Kumpel, und gemeinsam fuhren
wir mit dem Auto Richtung Elbstrand in Hamburg.
Das Wetter war traumhaft, und der Strand war prall gefĂĽllt mit Menschen,
die das sonnige Wetter genieĂźen wollten.
Glücklicherweise lag mein Fundort etwas abgelegen, sodass zwar noch einige Leute in der Nähe waren, aber nicht so sehr, dass man sich gegenseitig übertönt.
Die Sonne schien und ich wartete auf den Fotografen, der nach kurzer Zeit am Strand erschien – wir plauderten ein wenig, stellten uns vor, sprachen über den Ehering und dann startete die Fotosession auch schon.

Ein paar Menschen versammelten sich bei uns und erfragten den Grund der Fotos, bevor sie danach weiterspazierten.
So viel Aufmerksamkeit war wirklich ungewohnt fĂĽr mich.
Innerhalb kürzester Zeit waren die Bilder gemacht, und etwa eine halbe Stunde später verabschiedeten wir uns wieder.
Es war unglaublich: Der Ring, den ich dieses Mal privat und nicht im Auftrag mit meinem Metalldetektor entdeckt hatte, sollte tatsächlich in der Zeitung abgebildet werden. Ich konnte es noch gar nicht richtig glauben.
Noch ein wenig verweilten wir am Strand, bis wir entschieden nach Hause zu fahren.
Es war ein wirklich spannender und aufregender Tag.
Die Archäologe teilte mir wenig später mit,
dass er den Ring nicht begutachten mĂĽsste.
Jetzt, da alles geklärt ist, habe ich den Ehering einer Polizeistation in meiner Nähe übergeben und wird nun in ein Fundbüro gebracht.
Ich weiĂź natĂĽrlich dass die Chance, relativ gering erscheinen mag oder gar ist.
Aber Fakt ist: Es besteht also nun eine wirklich reale Chance, dass der verlorene Ehering des Ur-Ur-Ur-Opa wieder seinen Weg zu seinen Nachfahren findet.
Und wer weiĂź, vielleicht meldet sich irgendwann jemand aus der Familie, der sich an frĂĽhere Geschichten erinnert und das richtige Datum kennt, um ihn als ErbstĂĽck wieder in die Familie zu holen.
Selbst die kleinste Möglichkeit, den gefundenen Ehering zurückzugeben,
bedeutet mir wirklich sehr viel.
Es ist zwar nur ein kleiner Gegenstand – könnte aber fĂĽr jemanden die Welt bedeuten.
Was für schöne Erinnerungen!
